Aufbau einer Treasury Abteilung 1/5 – Analyse der Ausgangssituation – Der erste Meilenstein beim Aufbau einer Treasury-Abteilung
Analyse der Ausgangssituation – Der erste Meilenstein beim Aufbau einer Treasury-Abteilung
Der Aufbau einer Treasury-Abteilung beginnt nicht mit dem Organigramm oder der Einführung eines Treasury Management Systems – sondern mit einer präzisen Analyse der Ausgangssituation. Diese Ist-Analyse ist der zentrale erste Schritt auf dem Weg zu einer funktionsfähigen und zukunftsfähigen Treasury-Organisation. Sie schafft Transparenz über den Status quo, identifiziert Schwachstellen und legt die Basis für fundierte Entscheidungen in den nächsten Projektphasen.
Am Anfang steht die Frage, ob ein strategisches Zielbild für das Treasury überhaupt existiert. Welche Rolle soll die Funktion künftig im Unternehmen einnehmen? Soll sie primär administrativ arbeiten oder als aktiver Business Partner agieren? Gibt es bereits Vorstellungen oder Anforderungen von Geschäftsführung oder Gesellschaftern? Oder steht das Treasury im Kontext geplanter Restrukturierungen, internationaler Expansion oder bevorstehender Transaktionen? Die Analysephase prüft, ob diese übergeordnete Ausrichtung bereits definiert ist – und liefert, wenn nötig, erste Ansätze für eine strategische Zielsetzung.
Ein zweiter wichtiger Aspekt ist die Untersuchung der bereits bestehenden Treasury-Aktivitäten. Welche Aufgaben werden heute durchgeführt – etwa Liquiditätsplanung, Zahlungsverkehr, Währungsmanagement oder das Handling von Avalen? Und wie sind diese organisiert: Gibt es eine zentrale Treasury-Funktion oder sind Verantwortlichkeiten auf mehrere Gesellschaften verteilt? Werden Prozesse standardisiert bearbeitet oder über individuelle Lösungen abgewickelt? Wer entscheidet was – und wie wird das dokumentiert? Diese Fragen helfen dabei, Transparenz über operative Abläufe zu schaffen und mögliche Lücken oder Ineffizienzen zu identifizieren.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der IT-Systemlandschaft. Die technologische Ausstattung entscheidet darüber, wie effizient, transparent und sicher Treasury-Prozesse ablaufen können. Deshalb wird analysiert, welche Systeme heute im Einsatz sind – etwa ERP-Systeme, spezialisierte Treasury-Tools oder Excel-basierte Eigenlösungen – und wie diese miteinander vernetzt sind. Bestehen Schnittstellen oder dominiert manueller Aufwand? Gibt es Medienbrüche oder doppelte Datenhaltung? In vielen Unternehmen zeigt sich an dieser Stelle ein hoher Bedarf an Automatisierung oder die Notwendigkeit, bestehende Systeme besser zu integrieren.
Ebenso wichtig ist die Bewertung von Sicherheits- und Kontrollmechanismen. Treasury gehört zu den sensibelsten Bereichen eines Unternehmens – hier fließen Liquidität, hier entstehen Risiken. Daher wird untersucht, wie Zahlungen freigegeben werden, ob Berechtigungskonzepte vorliegen, welche internen Kontrollsysteme existieren und wie mit Betrugsrisiken oder Cyberbedrohungen umgegangen wird. Auch regulatorische Anforderungen wie KYC, Sanctions Screening oder branchenspezifische Vorschriften werden betrachtet. Je nach Unternehmensstruktur und internationaler Präsenz können hier sehr unterschiedliche Anforderungen gelten, die es zu identifizieren und zu bewerten gilt.
Ein weiterer zentraler Aspekt ist das Risikomanagement. Wie werden finanzielle Risiken wie Zins-, Währungs- oder Liquiditätsrisiken identifiziert, bewertet und gesteuert? Gibt es definierte Risikolimite, regelmäßige Berichte und ein dokumentiertes Vorgehen? Oft zeigt sich in der Analysephase, dass Risiken zwar bekannt, aber nicht systematisch erfasst oder gesteuert werden – oder dass bestehende Instrumente nicht ausreichen, um auf volatile Märkte oder geopolitische Entwicklungen angemessen zu reagieren.
Schließlich werden auch organisatorische Schwächen aufgedeckt. Fehlen klare Verantwortlichkeiten zwischen Gesellschaften oder Abteilungen? Sind Prozesse zu stark an einzelne Personen gebunden? Gibt es keine zentralen Richtlinien, keine Dokumentation oder keine strukturierten Vertretungsregelungen? Diese „Pain Points“ sind oft der Ausgangspunkt für spätere strukturelle und organisatorische Verbesserungen.
Zum Abschluss wird die Ausgangssituation mit Best Practices verglichen – sei es auf Basis eigener Projekterfahrung, über Benchmarking-Studien oder im Austausch mit vergleichbaren Unternehmen. Wie sind Treasury-Abteilungen dort organisiert? Welche Systeme und Prozesse gelten als Standard? Der Blick über den Tellerrand hilft, realistische Zielbilder zu entwickeln und konkrete Optimierungsvorschläge abzuleiten.
Die Analysephase ist damit weit mehr als eine reine Bestandsaufnahme. Sie ist ein strategisches Instrument, das den Grundstein legt für alle weiteren Entscheidungen: für die Ausgestaltung der Treasury-Funktion, für den Ressourceneinsatz, für Technologie- und Systemauswahl und für die spätere Umsetzung. Wer diese Phase sorgfältig und strukturiert angeht, spart in späteren Projektphasen nicht nur Zeit und Geld, sondern erhöht vor allem die Qualität der Ergebnisse.
Aufbau einer Treasury Abteilung 1/5 – Analyse der Ausgangssituation – Der erste Meilenstein beim Aufbau einer Treasury-Abteilung
Building a Treasury Department
Analyzing the Current Situation – The First Milestone in Setting Up a Treasury Function
Building a Treasury department doesn't start with the organizational chart or the implementation of a Treasury Management System – it starts with a precise analysis of the current situation. This initial assessment is the key first step on the path to a functional and future-ready Treasury organization. It creates transparency around the status quo, identifies weaknesses, and lays the foundation for sound decision-making in the upcoming project phases.
At the beginning stands the question of whether a strategic vision for Treasury even exists. What role is the function expected to play in the company? Should it operate primarily as an administrative unit, or act as an active business partner? Are there already expectations or requirements from management or shareholders? Or is the Treasury function being developed in the context of planned restructuring, international expansion, or upcoming transactions? The analysis phase assesses whether this strategic direction has been defined – and, if not, provides initial input for strategic target setting.
A second important aspect is the evaluation of existing Treasury activities. Which tasks are already being performed – such as liquidity planning, payment transactions, FX management, or handling guarantees? And how are these organized? Is there a central Treasury function, or are responsibilities spread across multiple entities? Are processes handled in a standardized way or via individual solutions? Who decides what – and how is this documented? These questions help create transparency around operational procedures and reveal potential gaps or inefficiencies.
Special attention is paid to the IT system landscape. The technological setup determines how efficiently, transparently, and securely Treasury processes can be executed. That’s why it’s essential to analyze which systems are currently in use – for example ERP systems, specialized Treasury tools, or Excel-based in-house solutions – and how these are interconnected. Are there interfaces, or is manual effort predominant? Are there media discontinuities or duplicate data entries? In many companies, this is where a high need for automation or improved system integration becomes apparent.
Security and control mechanisms are equally important. Treasury is one of the most sensitive areas in a company – this is where liquidity flows and risks arise. Therefore, it is necessary to examine how payments are approved, whether authorization concepts are in place, what internal control systems exist, and how fraud risks or cyber threats are managed. Regulatory requirements such as KYC, sanctions screening, or industry-specific regulations are also taken into account. Depending on the corporate structure and international footprint, very different requirements may apply, all of which must be identified and evaluated.
Another central aspect is risk management. How are financial risks such as interest rate, FX, or liquidity risks identified, assessed, and managed? Are there defined risk limits, regular reports, and a documented approach? In the analysis phase, it often becomes clear that while risks are known, they are not systematically captured or managed – or that existing instruments are insufficient to respond appropriately to volatile markets or geopolitical developments.
Finally, organizational weaknesses are identified. Are responsibilities clearly defined between entities or departments? Are processes overly dependent on individual persons? Are there no central guidelines, no documentation, or no structured backup procedures? These "pain points" often serve as the starting point for later structural and organizational improvements.
At the end of the analysis, the current situation is compared with best practices – whether based on project experience, benchmarking studies, or exchanges with peer companies. How are Treasury departments structured elsewhere? What systems and processes are considered standard? Looking beyond one's own organization helps develop realistic target models and derive actionable recommendations.
Thus, the analysis phase is far more than a mere status check. It is a strategic tool that lays the foundation for all further decisions: regarding the design of the Treasury function, the allocation of resources, the selection of technology and systems, and the overall implementation. Those who approach this phase carefully and systematically not only save time and money in later project stages – but, most importantly, significantly improve the quality of the results.